Sa, 8. Juni 2024 - 08:59
Erich Fankhauser im Interview zum Rücktritt
Vor der eigenen Haustür, am Luzerner Kantonalschwingfest in Hasle, bestritt Eidgenosse Erich Fankhauser sein letztes Schwingfest. Im Interview gibt der Brünig-Sieger Auskunft über seine Höhepunkte, Zukunftspläne und sein letztes Schwingfest.
Mit dem 60. Kranzgewinn verabschiedete sich Erich Fankhauser vom aktiven Schwingsport.
Fotograf: Tobias Meyer
Am Luzerner Kantonalschwingfest verabschiedeten Sie sich mit dem 60. Kranzgewinn vom Aktiven Schwingsport. Wie haben Sie die Stunden in heimischen Hasle erlebt?
Erich Fankhauser: Es war sehr speziell, schon am Morgen. Ich war zwar nicht besondernsnervös, aber ich verspürte schon einen gewissen Druck. In den ersten Gängen schaffte ich jeweils die 10 Punkte nicht und merkte, ich komme in eine blöde Punktzahl rein. Dann bekam ich im fünften Gang Elias Lüscher zugeteilt. Ein junger, starker Schwinger. Ich wusse, mit einer 8,50 wäre ich wohl aus den Kränzrängen raus. So ging ich vorsichtiger in den Gang, den der 60. Kranzgewinn war mir sehr wichtig. Mit den 9 Punkten für den schliesslich gestellten Gang wusste ich dann, dass ein abschliessender Sieg reichen würde. Solche Gedanken hatte ich an anderen Festen nicht, da hiess es im fünften Gang jeweils Vollgas. Am Ende des Tages ging es zum Glück perfekt auf: Ich gewann den 60. Kranz und konnte am Abend feiern.
Bereits im Frühjahr kommunizierten Sie Ihren kommenden Rücktritt. Wann ist der Entscheid gereift?
Fankahuser: Ich wusste es schon etwas länger. Bereits nach dem ESAF 2022 in Pratteln machte ich mir Gedanken. Im Jahr 2023 hatte ich dann immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, was ich so nicht gewohnt war – ich spürte das Alter. Wenn das Luzerner Kantonale 2024 nicht nach Hasle gekommen wäre, hätte ich wohl bereits nach Pratteln aufgehört.
In Ihrer Laufbahn gewannen Sie Kantonal-, Berg- und Teilverbandsfeste sowie einen Eidgenössischen Kranz. Was waren Ihre persönlichen, schwingerischen Höhepunkte?
Fankhauser: Der erste Kranzgewinn am Innerschweizer 2007 in Stans war sehr speziell. Als Nichtkranzer konnte ich zwei Eidgenossen bezwingen, insgesamt hatte ich drei auf dem Notenblatt. Es war ein Start wie von 0 auf 100. Einmal das eigene Kantonalschwingfest zu gewinnen war schon als kleiner Bube ein Traum, das war einer meiner grössten Erfolge. Auch die Siege auf dem Brünig und am Südwestschweizer waren Höhepunkte. Im Jahr 2022 gewann ich das Luzerner zum zweiten Mal, nun mit sechs Siegen, was auch speziell war, ich war den ganzen Tag über vorne dabei. Den Eidgenössischen Kranz 2013 darf ich selbstverständlich auch nicht vergessen (lacht), das war so etwas wie der Startschuss. Im Jahr 2012 begann ich so richtig mit dem Training, mit Kraft und allem, was dazugehört. Es war schön, klappte es im Jahr darauf gleich mit dem Eidgenössischen Kranz.
Was sind Ihre Pläne nach der Schwingerischen Laufbahn? Werden Sie dem Schwingsport in irgendeiner Form erhalten bleiben?
Fankhauser: Die erste Woche nach dem Rücktritt ist ungewohnt. Abends habe ich oft das Gefühl, ich «müsse» noch trainieren gehen. Es ist alles etwas ruhiger, etwa die Abende kann ich nun mehr ausklingen lassen, oft musste ich vor dem Training sonst noch einige Sachen erledigen. Aber auf dem Landwirtschaftsbetrieb gibt es immer etwas zu tun. Es ist schön nun auch mehr Zeit für die Famillie zu haben, das kam jeweils etwas zu kurz. Auch wenn ich dank dem «buure» am Tag oft zuhause war.
Ich werde sicher nicht gleich ein Ämtli übernehmen, sonst würde ich die gewonnene Zeit ja direkt wieder füllen. Natürlich werde ich meine Brüder, die ja immer noch Schwingen, an den Schwingfesten unterstützen. Den Schwingsport werde ich natürlich auch sonst noch verfolgen, ich werde aber nicht jeden Sonntag an Schwingfesten anzutreffen sein.
Über 27 Jahre Schwingsport, was nehmen Sie für «das Leben danach» mit?
Fankauser: Mit Siegen und Niederlagen umgehen zu können. Dann die Kameradschaft, nicht nur im eigenen Kanton: Man geht irgendwo in der Schweiz an ein Schwingfest und kennt die Leute. Und etwas, was in der letzten Zeit teilweise beim Publikum etwas verloren ging: Die Fairness, etwa das Akzeptieren der Kampfrichterentscheide, was die Schwinger selbst schon im ganz Jungen Alter lernen.
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